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Der geschlossene Bäckerladen in Boxtal ist nur ein Symbol für die fehlende Nahversorgung im Dorf. Daher gründete sich eine Bürgerinitiative, die neue Nahversorgungsmöglichkeiten schaffen möchte. © Birger-Daniel Grein

Dorfladen mit Café als Einkaufs- und Treffpunkt

Der geschlossene Bäckerladen in Boxtal ist nur ein Symbol für die fehlende Nahversorgung im Dorf. Daher gründete sich eine Bürgerinitiative, die neue Nahversorgungsmöglichkeiten schaffen möchte. © Birger-Daniel Grein

In Boxtal soll ein Dorfladen die Nahversorgung der Einwohner und der umliegenden Orte sicherstellen. Dessen Realisierung hat sich eine Bürgerinitiative auf die Fahnen geschrieben.

Boxtal. Bereits seit mehr als einem Jahr gibt es in Boxtal kein Angebot der Nahversorgung mehr. Daher entstand die Idee einen „Dorfladen Boxtal“ einzurichten. Dieser soll auch ein Café beinhalten und damit als Treffpunkt dienen. Zu diesem Zweck hatte sich eine Bürgerinitiative aus Ortschaftsrat und Vertretern der Vereine gebildet.

Die Projektentwicklung wird durch das Förderprogramm „Gut beraten“ gefördert. Mit dem Programm der Allianz für Beteiligung fördert das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg gemeinsam mit der Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung Barbara Bosch vielversprechende Beteiligungsprojekte zur Verbesserung der Infrastruktur und des gesellschaftlichen Miteinanders vor Ort. Zugeordnet ist der Antrag der Boxtaler dem Förderschwerpunkt „Ländlicher Raum“.

Selbst ist die Ortschaft

In einem Pressegespräch am Montag im Gemeindezentrum stellten Boxtals Ortsvorsteher Rolf Döhner und Ortschaftsrat Klaus Böxler den bisherigen Stand des Prozesses vor. Beide sind Mitglied der Bürgerinitiative. Bereits im Jahr 2020 habe die Bäckereifiliale im Dorf geschlossen, im April 2021 wegen Personalmangel auch die Metzgereifiliale, blickten die beiden zurück. Ebenso im April vergangenen Jahres schloss die Filiale der Volksbank Main-Tauber im Dorf. Deren Gebäude steht nun zum Verkauf.

„Mit dem Leerstand kam die Idee als Ortschaft selbst etwas für unsere Nahversorgung zu tun“, so Döhner. Im Herbst gründete sich die Bürgerinitiative. Zuerst habe man sich in der weiteren Region Dorfläden und ihre Konzepte angesehen. Im Anschluss nahm man Kontakt mit Unternehmensberater Wolfgang Gröll auf. Er hat sich auf die Beratung im Bereich Dorfläden spezialisiert und gilt als Experte in diesem Gebiet.

Der Bürgerinitiative hatte sich die Frage gestellt, wie sie die Beratung finanzieren sollen. Durch Internetrecherche kam man auf der Förderprogramm „Gut beraten“. Vor Weihnachten reichte die Initiative den Förderantrag ein. „Darin mussten wir die Projektidee, uns als Initiator sowie die Ziele des Projekts vorstellen.“ Die Jury des Förderprogramms hatte den Antrag der Boxtaler im Januar für eine Förderung ausgewählt. Wie es in der Pressemitteilung zum Förderprogramm heißt, wurden solche Projekte ausgewählt, die mit ihren innovativen Beteiligungsprojekten die Fachjury überzeugt hatten. Die ausgewählten Projekte seien beispielgebend für das Engagement der Menschen im ländlichen Raum.

Externer Berater

Das Förderprogramm finanziert Beratungsleistungen bis zu einer Höchstsumme von 4000 Euro. „Wolfgang Gröll soll unseren gesamten Prozess für einen Dorfladen begleiten, von der ersten Idee bis zur Umsetzung“, erklärte Döhner.

Die Bürgerinitiative hatte sich Anfang April 2022 zudem für das Förderprogramm „Nachbarschaftsgespräche“ der Allianz für Beteiligung beworben. Der Antrag stand unter dem weiten Motto „Lokale Nahversorgung in Boxtal“.

Böxler erklärte, dieses Förderprogramm decke auch Sachkosten für eine Bürgerbeteiligung ab. Dazu gehörten zum Beispiel Plakate, Anzeigen, Informationsmaterial und Exkursionen. Ziel des Programms sei es mit den Bürgerinnen und Bürgern ergebnisoffen ins Gespräch zu kommen und die Ideen aus der Bevölkerung aufzunehmen. Die Entscheidung über den Förderantrag steht noch aus.

Dank sprach Döhner dem Familien-, Senioren und Integrationsbüro Freudenberg (FSI) für dessen Unterstützung aus.

Drei Häuser im Visier

Die Mitglieder der Bürgerinitiative hatten bereits Gespräche mit Eigentümern von drei Häusern geführt, deren Immobilien für einen Dorfladen geeignet sein könnten. Die Ergebnisse daraus sind noch offen. Zentral sind für die Initiative der Bedarf und die Wünsche der Einwohner. So startet nun ein umfassender Beteiligungsprozess. Erster Schritt ist eine öffentliche Informationsveranstaltung am Freitag, 20. Mai, um 19 Uhr im Gemeindezentrum Boxtal. Sie steht unter der Fragestellung: „Wie können wir die lokale Nahversorgung für unsere Bürger sicherstellen?“

Auch für Nachbardörfer

Dorfladen Fachberater Gröll wird dabei unter anderem darüber berichten, wie die Lebensmittelhandelsstruktur in Deutschland aufgebaut ist, welche Erfolgsfaktoren das Überleben eines Dorfladens garantieren, wer mögliche Lieferanten für diesen sein könnten, welche Betreibermodelle in der Praxis eine Chance haben und ob und wie ein Dorfladen preislich mit de Discountern mithalten kann. Eingeladen zur Veranstaltung sind neben den Boxtalern auch die Bürger der umliegenden Ortschaften. „Der Dorfladen soll auch für die Einwohner der Nachbardörfer da sein, wie früher unser Metzger und Bäcker“, so Böxler.

Das weitere Vorgehen

In Folge der Informationsveranstaltung, die auch eine erste Diskussionsanregung bieten soll, führt man in Boxtal eine Fragebogenaktion durch. Alle Haushalte erhalten einen Fragebogen mit Fragen zu Kaufverhalten, Bedarf und Unterstützungsbereitschaft für den Dorfladen.

Im Sommer 2022 sollen bei einer weiteren Veranstaltung die Ergebnisse dieser Befragung, der Sachstand der Projektentwicklung und möglicherweise bereits erste mögliche Partner eines Dorfladens vorgestellt werden.

Zum weiteren Vorgehen wurde betont: „Wir müssen jetzt abwarten, wie die Bevölkerung das Thema sieht.“ Auch noch völlig offen ist die Rechtsform für den Dorfladen. Eine von mehreren Möglichkeiten wäre eine Genossenschaftsmodell an dem sich die Einwohner des Dorfs finanziell beteilige könnten, so Böxler. Döhner stellte abschließend fest, auch die Kommune stehe in der Verpflichtung die Nahversorgung wenn möglich sicherzustellen. bdg

© Birger-Daniel Grein

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